Wie gerne hätten die Gemeinde Georgenberg und die Franz-Xaver-von-Schönwerth-Gesellschaft die Eröffnung des Sagen- und Märchenwegs „Auf Schönwerths Spuren im Zottbachtal“ im großen Rahmen gefeiert. Sie hätte eigentlich schon vor einem Jahr über die Bühne gehen sollen. Nach dem Motto „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ ist Marina Hirnet jedoch zuversichtlich auf 2022.
„Dieses Jahr mussten wir leider erneut feststellen, dass uns Corona noch immer fest im Griff hat und eine große Feier, die wir uns alle vorgestellt und gewünscht hätten, noch nicht stattfinden kann“, bedauerte die Bürgermeisterin am Mittwoch. Umso mehr setzte sie ihre Hoffnung, diese mit allen Beteiligten im nächsten Jahr nachholen zu können.
Laut Hirnet „ist die heutige Eröffnung jedoch unabdingbar“. Schließlich sei der Sagen- und Märchenpfad schon seit Sommer 2020 fertiggestellt und werde sehr gut angenommen. Das offizielle Startsignal war für die Rathauschefin eine willkommene Gelegenheit, allen an der Umsetzung Beteiligten Dank auszusprechen. Dieser galt neben der Schönwerth-Gesellschaft als treibende Kraft mit dem bereits verstorbenen damaligen Präsidenten Dr. Adolf Eichenseer und seiner Ehefrau Erika – sie ist die aktuelle Vizepräsidentin – auch ihrem Amtsvorgänger Johann Maurer als gemeindlichen Initiator.
Eingeschlossen in Hirnets Dank waren außerdem die Künstler – „ohne sie gäbe es nichts zu betrachten“ –, die ausführenden Unternehmen, der Regensburger Architekt Günter Naumann, die vielen Spender oder das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Neumarkt im Rahmen der Förderung durch das LEADER-Programm. „Ich weiß das wirklich zu schätzen“, bedankte sich die Bürgermeisterin auch beim Präsidenten der Schönwerth-Gesellschaft, Johann Walbrunn, sowie bei Hannelore und Johann Maurer für deren persönlichen Einsatz.
Nicht zuletzt bezeichnete sie den Standort Neuenhammer als prädestiniert für den Sagen- und Märchenpfad. Schließlich habe Franz Xaver von Schönwerth 1856 mit Maria Rath die Tochter des damaligen Eigentümers des Hammerguts geheiratet. „Und aus und um Neuenhammer stammen auch viele Sagen, die er in seine Sammlung aufgenommen hat.“ Außerdem spiele in seinen Sagen und Märchen das Wasser eine zentrale Rolle. „Somit ist der Zottbach eine Verknüpfung zu Schönwerth.“
Auch Erika Eichenseer hatte sich auf ein großes Dorffest gefreut. „Stellen sie sich vor, der neuen Sagenweg ist fertig, er wartet auf seine Einweihung und den Rundgang der Initiatoren und Verwirklichern mit Gästen zu den einzelnen Stationen“, träumte die Vizepräsidentin der Schönwerth-Gesellschaft etwas. „Und dann würden die Besucher sehen und staunen, was an der Zott entlang entstanden ist mit den hinreißenden Skulpturen einheimischer Künstler und den Geschichten, in die man eintauchen kann in die uralte Vergangenheit der Lebens- und Denkweise gerade dieser Region.“
Mit der nun schnörkellosen Übergabe in die Hände der Gemeinde verband Eichenseer die Hoffnung, „dass es gute Hände sein werden, die der Region einen Pluspunkt zufügen“. Dieser soll sowohl ein Anziehungspunkt für Wanderer als auch ein kunterbuntes Ausflugsziel für Kinder werden.
„Dieser Sagenweg braucht Pflege“, gab sie der Gemeinde mit auf den Weg. „Mehr noch braucht er Liebe, Beachtung und Verständnis, Achtung vor der Natur, den Künstlern und vor allem der tiefgreifenden Arbeit des Forschers und Sammlers Franz Xaver von Schönwerth“, ergänzte sie. Deshalb sprach sie auch von einem „Erbe, das die Gemeinde antritt“, und einem „Vermächtnis von uns allen“.
Dabei wünschte sich Eichenseer, dass dieses die Kommune nicht als Bürde empfinden möge, „sondern als Adelsbrief, der in dieser Form einmalig ist“. Immerhin habe kein Geringerer als Jacob Grimm mit seiner Aussage, dass nirgendwo in ganz Deutschland umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden sei, sein Wertschätzung gegenüber Schönwerth zum Ausdruck gebracht.
Laut Günter Mauermann, der die beteiligten Künstler vertrat, sind Schönwerths Werke ursprüngliche und gewachsene Märchen. „Der Charakter soll sich widerspiegeln“, sagte der in Weiden lebende 82-Jährige und bedankte sich im Namen seiner Kollegen für das entgegengebrachte Vertrauen.
Für Johann Walbrunn war der Mittwoch ein „Freudentag für uns alle“. Der Präsident der Franz-Xaver-von-Schönwerth-Gesellschaft bezeichnete den Sagen- und Märchenpfad als „Highlight für die Region“ und stellte fest: „Die Besucher sind begeistert.“ Besonders hob er die großartigen Verdienste von Dr. Adolf und Erika Eichenseer und der 2009 gegründeten Schönwerth-Gesellschaft hervor und sagte: „Es ist ihr Projekt.“
Laut Walbrunn „ist hier die Faszination des Wassers unmittelbar mit der Schönheit der Natur und in den Kunstwerken vereint“. Dabei wies er auf die bereits erschienenen Bücher, auch für die Schulen, die Beiträge im Radio und Fernsehen mit Erika Eichenseer und die die erst vor kurzem herausgegebene CD „Geschichten aus dem Zottbachtal“ hin.
Nach den Informationen von Bürgermeisterin Marina Hirnet belaufen sich die Gesamtkosten des Ende Juli 2019 begonnen Projekts auf rund 130000 Euro. Über die Hälfte wird durch die LEADER-Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Kulturfonds Bayern getragen.
„Darüber hinaus standen uns rund 20000 Euro an Spenden von Firmen und privaten Unterstützern zur Verfügung“, informierte sie. „Neben dem gemeindlichen Anteil von circa 13000 Euro trägt die Schönwerth-Gesellschaft mit über 20000 Euro einen wesentlichen Anteil zur finanziellen Umsetzung des Projekts bei“, bedankte sie sich bei allen.
Erika Eichenseer würdigte auch die Arbeiten aller Künstler. Das ist zunächst Günter Mauermann. Er hat die Granitskulpturen zu den Geschichten „Im Rachen des Wassermanns“ und „Die goldene Schuppe“ gehauen. Von Engelbert Süß stammt die Nixe zur Sage „Des Windes Heulen“ und „Der Mond im Brunnen“. Thomas Simon ist Schöpfer der „Holzfräulein“, Jeff Beer lässt die Nixen am Wasser tanzen und zieht hinein in den „Bann der Wasserfrau“. Den originellen Köhlerplatz hat Axel T Schmidt geschaffen.
Informationen unter www.schoenwerth.de
Bild und Text: Josef Pilfusek